MANIE-MANIE

Deutscher Titel
Manie-Manie
Das Labyrintos-Labyrinth

Alternativ-Titel
Meikyu Monogatari
Labyrinth Tales
Neo-Tokyo (US-Titel)
 



  Land : Japan   Regie : Rintaro (1), Yashiaki Kawajiri (2) & Katsuhiro Otomo (3)
  Jahr : 1986   Drehbuch : Rintaro (1), Yashiaki Kawajiri (2) & Katsuhiro Otomo (3)
  Laufzeit : 48 min.   Produzent : Masao Maruyama & Rintaro
  Format : 1.85:1   Musik : Micky Yoshino
    

Sprecher
Yu Mizushima * Hiroshi Otake * Kazumi Tanaka
Joji Yanami * Hideko Yoshida



Was kommt dabei heraus, wenn man drei Großmeistern des japanischen Zeichentrickfilms jeweils ein eigenes Spitzen-
team aus Animationsprofis zur Verfügung stellt und ein Jahr Produktionszeit für fünfzehn Minuten Screentime gewährt ?
MANIE-MANIE... absoluter Wahnsinn !





Der erste im Bunde ist Rintaro (GALAXY EXPRESS 999 (1979), METROPOLIS (2001)), der als Initiator des Projektes
mit seiner Episode "Labyrinth-Labyrinthos" die Segmente seiner beiden Kollegen in einen Rahmen fasst. Das Wort
Rahmenhandlung sei an dieser Stelle bewusst vermieden, doch möchte man den Inhalt des im wahrsten Sinne des
Wortes phantastischen Arthouse-Feuerwerks, das in den nächsten Minuten auf Publikum abgeschossen wird, in zwei
Sätzen umreißen, könnte sich das in etwa wie folgt anhören.

Ein kleines Mädchen spielt mit seinem dicken Kater Verstecken und gerät dabei in eine sonderbare Welt hinter einem
Spiegel. Nach einiger Zeit des Umherirrens zwischen hohen Mauern und skurrilen Gestalten (oder besser gesagt
Erscheinungen) werden die zwei Freunde von einem Clown in ein Zirkuszelt gelockt, wo sie schließlich gemeinsam mit
dem Zuschauer Zeuge zweier nicht weniger imposanten Geschichten werden...





"The Running Man", vom Stil her unverkennbar von Yoshiaki Kawajiri (WICKED CITY (1990), NINJA SCROLL (1995),
VAMPIRE HUNTER D : BLOODLUST (2000)) in Szene gesetzt, hat weniger mit dem lustigen Schwarzenegger-
Movie zu tun, sondern erzählt die dramatische, schockierende Geschichte eines Rennfahrers im Race Circus, dem gefährlichsten Motorsportrennen der Zukunft, und seiner aller letzten Fahrt.

Herrschten bereits in Rintaro's Prolog eher dunkle Töne vor, so setzt Kawajiri noch einen drauf und serviert mit seiner Episode das in doppelter Hinsicht finsterste Segment der Sammlung. Auf der visuellen Ebene regiert hier unange-
fochten das Schwarz. Aber auch inhaltstechnisch sieht's nicht viel rosiger aus. Menschen, bis zum Hals eingeschlos-
sen in monströse Särge aus massivem Stahl, bestreiten grausame Todesrennen. Nicht gerade der Stoff für seichtes
Feel Good-Entertainment. Und wenn sich dann physische Anspannung und psychische Stress bei Tempo 300 in un-
kontrollierter (und toll animierter) telekinetischer Gewalt entladen, kennt der Terror keine Grenzen mehr...





Für das Grand Final angelt sich schließlich Katsuhiro Otomo (AKIRA (1988), STEAMBOY (2004)) das Regiezepter,
um dem Publikum seine ganz persönliche Vorstellung von Wahnsinn nahe zu bringen. Ein kleiner Angestellter eines
Bauunternehmens wird in ein sumpfiges Tropengebiet entsandt, um dort die"Order To Cease Construction" für das Mammutprojekt Nr. 444 durchzusetzen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn nach dem mysteriösen Ver-
schwinden des zuständigen Bauleiters sind dort nur noch Roboter und Cyborgs am Werk. Und der mechanische Vor-
arbeiter lässt nicht mit sich spaßen, wenn es um die termingerechte Fertigstellung seines Projektes geht !

So fanatisch wie sich die vielen kleinen und großen Roboter in ihre Arbeit stürzen, müssen wohl auch Otomo und sein
Team bei der Sache gewesen sein. Von der ersten Minuten an wird der Zuschauer von detailbesessenen Maschinen-
und Architekturdesigns in bester AKIRA-Tradition geradezu erschlagen. Dass die komplexen Zeichnungen auch
noch perfekt animiert worden sind, versteht sich dabei fast von selbst. Dazu gesellt sich ein wahrhaft manischer Score,
der langsam aber sicher auch den Zuschauer durchdrehen lässt ! Nur das Ausblenden des eigentlichen "Showdowns"
ist ein kleiner Wehrmutstropfen dieses kleinen Meisterwerks...





Fazit : Wahnsinn all around ! Überschäumende Phantasie paart sich mit eiskaltem Terror und schrägem Humor auf
technisch höchstem Standard. Anime-Fans sollten trotz der extrem kurzen Laufzeit von knapp 50 Minuten (und
der damit verbundenen Preisfrage) sofort zuschlagen ! Es ist mir ein Rätsel warum MANIE-MANIE über 15 Jahre lang
unveröffentlicht, bzw. schlichtweg unbekannt geblieben ist... (ab)


Wertung    



Soweit ich weiß, ist die deutsche DVD von OVA die weltweit erste Veröffentlichung dieses Titels. Der Film wird in Lbx
1.85:1 anamorph präsentiert. Das Bild wirkt streckenweise zu dunkel, doch abgesehen davon ist die Bildqualität gut
ausgefallen. Allerdings scheint sich bei der DVD ein kleiner Fehler eingeschlichen zu haben, da der Film (zumindest
auf meinem Player) NUR in anamorph, also mit einem gestreckten Bild, abgespielt werden kann. Für 16:9 TVs egal,
doch 4:3 TV-Besitzer müssen das Bild stauchen (können) ! Tontechnisch gibt's nicht zu meckern, geboten werden
jeweils 2 Tracks (DD 2.0 / DD 5.1) in japanisch (mit anwählbaren dt. UT) und deutsch. Als Extra gibt's ein kurzes Inter-
view mit Rintaro.


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